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Festschrift "1914 - 1989: 75 Jahre DRK-Ortsverein Ahlen e.V."

 

Kurzer Rückblick auf die Geschichte
des Roten Kreuzes in Ahlen

aus der Festschrift "1914 - 1989: 75 Jahre DRK-Ortsverein Ahlen e.V."(Verantwortlich für den Inhalt: Wolfgang Bzdok)

Der Sanitätszug des Deutschen Roten Kreuzes in Ahlen hat seinen Ursprung in der Freiwilligen Feuerwehr Ahlen. Damals hieß der Zug allerdings noch 'Sanitätskolonne'. Die ursprüngliche Idee zur Gründung geht jedoch auf eine andere Institution zurück, auf die damalige Reichsbahn. Im Protokollbuch der freiwilligen Feuerwehr befindet sich für den 17. Januar 1912 folgender Eintrag:

'Kamerad Bonkhoff unterbreitete dann noch folgendes: Die Vorsteher der Bahn hätten bei ihm unter der Hand nachgefragt, ob die Feuerwehr eventuell bereit wäre, eine Sanitätskolonne zu gründen, die bei Bahnunfällen auch eingreifen könne. Seitens der Wehr ist diese Einrichtung mit Freude zu begrüßen und falls die Bahnbehörde dieserhalb an uns herantritt, werden wir die Sanitätskolonne ins Leben rufen.'

Fast zweieinhalb Jahre vergingen jedoch, bis diese Absicht in die Tat umgesetzt werden konnte. Im Protokollbuch wird als genaues Datum der 15. August 1914 genannt.

Nicht zuletzt hatte wahrscheinlich auch der Ausbruch des ersten Weltkrieges einige Wochen zuvor diese Entscheidung gefördert.

In Ahlen befand sich ein Lazarett und mancher Verwundete musste vom Bahnhof dorthin befördert werden. Am Vorabend des 15. August hatte eine Übung der Freiwilligen Feuerwehr stattgefunden. Anschliessend traf man sich beim Kameraden Franz Fischer. Dann heisst es im Protokollbuch der Feuerwehr:

'Inzwischen hatten sich Bürgermeister Corneli und Dr. Hercher eingefunden zu dem Zwecke, eine Sanitätskolonne aus Feuerwehrleuten zu gründen. Nachdem der Herr Bürgermeister das Wort dazu nahm und besonders betonte, auf unsere Wehr stets gebaut zu haben, erklärte Herr Dr. Hercher den Zweck der Sanitätskolonne. Nach Aufruf erklärten sich 20 Mitglieder sofort bereit, der Kolonne beizutreten, und Dr. Hercher wählte 10 Mann dazu aus. Zum Kolonnenführer wurde Kamerad Rosenberg ernannt. Die Übungsstunden im Krankenhaus sollten unter der Leitung von Dr. Hercher sofort beginnen.'

Die mündliche Überlieferung berichtet, dass die formelle Gründung im September 1914 stattfand.

Das erste Protokollbuch der neugegründeten Kolonne ist leider verschollen. Jedoch liegt ein Dokument aus dem September 1914 vor, das von einer guten Aufnahme der Kolonnengründung in der Bürgerschaft zeugt. Es handelt sich um einen vom ersten Vorsitzenden der Sanitätskolonne, dem damaligen Oberlehrer des Realgymnasiums (heute Städtisches Gymnasium) Hans Dollinger, unterzeichneten Aufruf an die außerordentlichen Mitglieder, den Beitrag von 3 Reichsmark zu bezahlen. Auf der Vorderseite stehen die Namen von Bürgermeister Corneli, Bankvorstand Wagener und Postmeister Rangette. Auf der anderen folgen die Namen von weiteren 56 angesehen Bürgern. Hinter jedem Namen ist der Betrag verzeichnet, der der jungen Kolonne für den Anfang gespendet wurden. Es sind Beträge von bis zu 20 Reichsmark.

 
Emil Rosenberg, Anton Grootens, Dr. Fritz Hercher, Friedrich Meidrott, Hermann Winkelsträter
Das Foto aus der ersten Zeit der Gründung zeigt von links nach rechts:
Emil Rosenberg, Anton Grootens, Dr. Fritz Hercher, Friedrich Meidrott, Hermann Winkelsträter

Zu den Aktiven im DRK-Ortsverein zählten in der Zeit des ersten Weltkrieges nicht nur die Sanitäter der Kolonne, sondern auch die Mitglieder des Vaterländischen Frauenvereins. Die zahlreichen Arbeiten für das DRK Ahlen wurden unter Leitung von Frau Wanda Sandgathe dank der Mithilfe der weiblichen Bereitschaft und des Ortsvereins bewältigt.

Gruppenbild der Freiwilligen Sanitätskolonnne aus der Gründungszeit
Gruppenbild der Freiwilligen Sanitätskolonnne aus der Gründungszeit

Unvergängliche Verdienste um die Leistungsfähigkeit des DRK-Ortsvereins haben die Bereitschafts-, bzw. Zugärzte Dr. Hercher, Dr. Untiedt, Dr. Ruf, Dr. Eckel, Dr. Wewer, Dr. Dahm, Frau Höltgen, Dr. Helling, Dr. Kirchof, Dr. Färber und Dr. Ernst Uphoff erworben.

In diesem Zusammenhang sind auch die bisherigen Vorsitzenden zu erwähnen, die durch den Einsatz ihrer Person die stetige Entwicklung förderten.

1914 wurde Hans Dollinger Vorsitzender; er gab im Jahr 1919 das Amt an Emil Rosenberg ab. Dieser trat jedoch im April 1933 zurück, gezwungen durch die damaligen politischen Verhältnisse. Ihm folgte Dr. Untiedt als Vorsitzender.

Nach der Beendigung des zweiten Weltkrieges mußte sich auch das Deutsche Rote Kreuz in Ahlen wieder neu konstituieren.

Mit dem Roten Kreuz in Ahlen ist auch heute noch der Name Josef Brinker eng verbunden. Er trat bereits 1929 als 18-jähriger der damaligen Sanitätskolonne Ahlen bei. Aufgrund seines großen Einsatzes wurde er schon bald mit besonderen Aufgaben betraut und bekleidete die Ämter als Gruppenführer, Zugführer, Bereitschaftsführer und stellvertretender Kreisbereitschaftsführer. Nach langjähriger Führungstätigkeit zog er sich aus dem aktiven Dienst zurück, wurde erster ehrenamtlicher Geschäftsführer des DRK Ortsvereins Ahlen und übergab dieses Amt zum 01.01.1979 an Theodor Budt.

Von den vielen Ehrungen, die Josef Brinker erhielt, sollen hier nur einige genannt werden: DRK-Ehrenzeichen, Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, Ehrenmedaille der Stadt Ahlen, Ehrenmitgliedschaft im DRK Ortsverein Ahlen. Josef Brinker verstarb am 22.12.1982. Sein Engagement lebt im Gedanken im Roten Kreuz Ahlen weiter.

 

Josef Brinker

Von 1951 bis 1962 war der damalige Stadtdirektor Stoffers Vorsitzender des Ortsvereins. Sein Nachfolger wurde der damalige Stadtkämmerer und spätere Stadtdirektor Johannes Baldauf, nach dem das neugebaute DRK-Zentrum am Henry-Dunant-Weg benannt worden ist.

Seinen Bemühungen ist es u.a. zu verdanken, dass DRK Ahlen als Zwischenlösung in der damaligen Barbara-Schule Ausbildungs- und Lagerräume zur Verfügung hat. Maßgeblich ist er auch an der Planung des neuen DRK-Zentrums beteiligt.

Als Anerkennung für sein rastloses und uneigennütziges Schaffen erhielt Johannes Baldauf 1982 die Verdienstmedaille des DRK-Landesverbandes Westfalen-Lippe und 1988 das Bundesverdienstkreuz.

Die Orte Dolberg und Vorhelm bildeten früher eigene DRK-Ortsvereine. Als Folge der kommunalen Neuordnung und Eingliederung in die Stadt Ahlen fusionierten beide mit dem DRK-Ortsverein Ahlen, sodass das Gebiet des DRK-Ortsvereins Ahlen mit dem der Stadt Ahlen identisch ist.

Wenn über die Geschichte des Roten Kreuzes in Ahlen berichtet wird, dürfen einige Namen nicht ungenannt bleiben. Hierzu gehört der ehemalige Sparkassenrendant Paul Ziegler. Paul Ziegler war bis 1966 Schatzmeister im DRK-Ortsverein Ahlen und ebenso wie sein Nachfolger, Sparkassendirektor Gustav Fiebig, im Sinne des Roten Kreuzes ständig bemüht, die finanzielle Grundlage für die Arbeit der Aktiven zu schaffen und zu erhalten.

Rektor Heinz Loermann aus dem Ortsteil Dolberg hatte sich besonders dem aktiven Rotkreuzdienst verschrieben und wirkte in den Jahren 1962 bis 1975 unermüdlich als Kreisbereitschaftsführer des DRK-Kreisverbandes Beckum sowie als Bezirksbereitschaftsführer im DRK-Landesverband Westfalen-Lippe. Als Anerkennung für seine uneigennützige und unermüdliche Tätigkeit wurde ihm das nur selten vergebene DRK-Ehrenzeichen verliehen.

Gruppenbild der Aktiven zum 50jährigen Bestehen des DRK-Ortsvereins Ahlen
Gruppenbild der Aktiven zum 50jährigen Bestehen des DRK-Ortsvereins Ahlen

 
Der erste Mannschaftswagen der Bereitschaft Ahlen.
Der erste Mannschaftswagen der Bereitschaft Ahlen.

Der im Mai 1989 neu gewählte Vorstand des Ortsvereins Ahlen e.V.
Der im Mai 1989 neu gewählte Vorstand des Ortsvereins Ahlen e.V.:
v.l.n.r.: P. Flis, H.G. Toppmüller, Dr. med. E. Uphoff, A. Schink, Bankd. W. Werner, W. Nolte, Bankd. a.d. G. Fiebig, 1. Vors. J. Baldauf, E. Loermann, H.J. Rätze, Zugführer W. Bzdok, Geschäftsführer Th. Budt. Nicht auf dem Bild: Schriftführer H.-J. Kaiser

Herzlichen Dank an Peter Flis, der eines der letzten Exemplare der Festschrift zur Verfügung gestellt hat!


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